Review, 2007 (German)

by Toshio Nakamori

Das Material Aluminium strahlt die trockene und silberne Atmosphäre aus. Hinzu kommen die wirbelförmigen Windungen und ungestüm rasende Linien. Sie erinnern uns an den Winter im Norden, an einen Schneesturm. Im Südosten der nördlichen Insel Hokkaido liegt die Stadt Obihiro, die einst von den Ainu-Ureinwohnern Tukapchi (Übersetzt: Geist) genannt wurde. Heute heißt die Unterpräfektur, in der Obihiro liegt, Tokachi. Shinsaku Horita wurde in diesem reichen Flachland am pazifischen Ozean geboren und ist dort aufgewachsen. Es ist, als ob die trockene Kälte in seiner Welt nistet – die messerscharfe Kälte, die einer Waffe ähnelt. Das hat sicherlich auch mit der Geschichte der Ainu zu tun, die im „Hokkaido Ezogo Chimeikai“, verfasst von Hosei Nagata, so geschildert wird: „Einst waren die Tokachi-Ainu äußerst brutal, stets hatten sie den Drang zur Invasion“. (Auch in unserer heutigen Zeit brechen noch Kriege aufgrund von Reichtum aus. Ein Beispiel wäre der Reichtum an Erdöl im Mittleren Osten.)

Seine Werke spiegeln den Eindruck, den seine Heimat wahrt. Er unterscheidet sich sehr von dem feuchten Eindruck um Tokio und Kyoto. Seine Heimat im Norden hat keinen langsamen natürlichen Verlauf der vier Jahreszeiten. Die Ainu-Ureinwohner teilten das Jahr in „Jahr des Winters“ und „Jahr des Sommers“ auf und hatten ein bipolares Naturverständnis: weißer harter Winter und rasch einsetzender, prächtiger Sommer. Die Radikalität der nördlichen Natur ist in seinen Werken zu sehen. Diese Vehemenz gilt aus historischer Sicht auch für das Japan des ausgehenden 16. Jahrhunderts, während der kurzen, aber trotzdem radikalen Azuchi-Momoyama-Ära. In dieser Ära beendeten die neuen Daimyos und großen Handelsherren, die die Kriegszeiten erlebt hatten, die alte Muromachi-Ära des Schoguns Ashikaga. Sie führten eine neue Kultur aus Europa ein, zerschlugen damit die vorhandene Kultur und entwickelten sie weiter.

Die repräsentativen Personen, die diese Ära einläuteten, waren der „Kriegsherr Oda Nobunaga“ und „Sen no Rikyu“, der Vater der Teezeremonie Wabi-cha. Nobunaga legte eine europäische Rüstung an und zerschlug das herrschende Machtgefüge. Sen no Rikyu ließ alle Kamelien in einem großen Garten abschneiden, mit Ausnahme einer einzigen Kamelie, um die Schönheit der Einen zu zeigen. Diese beiden Personen symbolisieren die Azuchi-Momoyama-Ära, das strenge Zeitalter des Terrors und der Revolution. Auf dieser Grundlage entwickelte das Volk die Teezeremonie, das No-Theater und das erzählende Theater Joruri und Kabuki weiter. Hiernach folgte das 200 jährige Tokugawa-Schogunat, somit lag die Azuchi-Momoyama-Ära zwischen zwei Schogunaten und war ein sehr kurzes und prächtiges Zeitalter von nur etwa 50 Jahren. Es war eine Ära, die einem brutalen Geist ähnelt, der blitzschnell verschwindet.

Der Glanz wie von einer funkelnden Schwertklinge, die das Alte aus dem japanischen „Mittelalter“ durchgeschnitten hatte: Auch solche terrorismusähnelnde Wucht verbirgt sich scheinbar in den Werken von Shinsaku Horita. Die Radikalität der Landschaft aus dem Norden, dazu die Pracht der historischen Ära Azuchi-Momoyama. Die zwei Tukapchis, Geist und Tokachi scheinen sich durch den Künstler Horita zu vereinigen. So erhalten seine Werke auch die Eleganz der japanischen Schwerter.

Silber polierte Abschattierungen und eiszapfenähnliche robuste Linien in senkrechter Ausrichtung zwischen Himmel und Erde. Dazu kommt der Wind, der wie ein Schneesturm hindurch zu rasen scheint. Sein innerer Tukapchi, der brutale Geist der weißen Klinge, wirbelt wie der Schneesturm. Das scheint wie ein Terrorismus, der die alte Welt in der Gegenwart zerschneidet und gleichzeitig auch wie ein silberner Wandschirm, der den Geist des edlen Willens darstellt.

(Anmerkung: Die nördliche Präfektur Hokkaido ist ein Inselland. Seit ca. 1870 wurde das Gebiet aufgrund der nationalen Politik als „New Frontier“ von Japanern weiträumig besiedelt. Ursprünglich war es ein naturreiches unerschlossenes Land, auf der die Ureinwohner „Ainu“ von Jagd und Fischfang lebten, bevor es von den Einwanderern der Hauptinsel Honshu erschlossen wurde. Shinsaku Horita ist kein gebürtiger Ainu. Im weiteren Sinne könnte man ihn als Nachkomme der Einwanderer bezeichnen.
(Verantwortlich für den Inhalt: Shinsaku Horita)